Emotionale Abhängigkeit
Emotionen können wir nicht abstellen, sie sind immer da und bestimmen unser Leben, sie sind vielfältig. Wenn jedoch jemand sagt „Ich liebe Dich, ich kann ohne dich nicht mehr leben“, dann kann es gut sein, dass sie/er nicht von Liebe, sondern von emotionaler Abhängigkeit redet.
Emotionale Abhängigkeit ist die Bindung an einen oder mehrere Menschen, in dem die/der Betroffene sich selbst aufgibt und an die Stelle eigener, die Bedürfnisse von anderen stellt, Entscheidungen anderen überlässt um ja nicht in einen Konflikt zu geraten und als einzige:r an der Beziehung arbeitet, während andere sich emotional entfernen und in erster Linie an sich denken.
Und doch ist in einer Beziehung das Geben und Nehmen nicht zu jeder Zeit und sofort zu hundert Prozent ausgeglichen. Wenn sie aber feststellen, dass sie über einen langen Zeitraum immer nur am Geben sind und der/die Partner:in nimmt immer nur, sie sich niemals im Eigeninteresse abgrenzen und zu allen an sie herangetragenen Wünschen „Ja“ sagen, sie sich allmählich kraftlos und ausgelaugt fühlen und es dem/der Partner:in immer noch nicht recht machen können, dann könnte es sein, dass sie in einer toxischen Beziehung sind. Diese ist förderlich um eine emotionale Abhängigkeit zu entwickeln.
Ähnliche Verhältnisse kann es auch in anderen Beziehungen geben, wie zum Beispiel zwischen Eltern und Kindern.
Auch hier haben Sie höchstwahrscheinlich Ihre Bedürfnisse zurückgestellt, um die Bedürfnisse einer anderen Person bestimmen Ihr handeln.
Emotionale Abhängigkeit entwickeln oft Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl, dies kann schon in der Kindheit liegen, wenn Eltern sehr bestimmend waren und es als Kind nicht die Möglichkeit gab, sich selbst auszuprobieren und selbst Wirksamkeit zu erfahren oder ein:e frühere:r Partner:in sehr dominant oder sogar narzisstisch war.
Narzisten:in neigen oftmals dazu, Partner:inen in eine emotionale Abhängigkeit zu treiben, weil sie dann ohne widerrede alles durchsetzen können und sich der Bewunderung der Partnerin oder des Partners sicher sein können.
Ist die Partnerin/der Partner dagegen nicht narzisstisch, wird sie oder er damit überfordert sein, der Lebensmittelpunkt zu sein und die Verantwortung für ihr Glück zu tragen und sich möglicherweise distanzieren.